​Nachtlüftung

​ Ich möchte diesmal über das Konzept der sogenannten Nachtlüftung reden – etwas, das manchen Menschen vielleicht nicht so richtig bekannt ist. Oft sehe ich im Sommer, wenn ich durch die Straßen spaziere, offene Fenster, selbst wenn es draußen sehr heiß ist. Das gibt mir den ersten Hinweis, dass viele das Konzept der Nachtlüftung nicht beachten.  

​Unsere Häuser bestehen, je nachdem wie sie gebaut sind, aus „Speichermasse“ und „Isolierung“ – wenn sie monolithisch gebaut sind, dient ein und dasselbe Material als beides, so wie im Fall der Ziegelhäuser. Seltener sind Häuser nur aus Beton oder Stein gebaut – dieses Material isoliert kaum, aber es kann, je nach Wanddicke trotzdem einen gewissen Schutz vor der Außentemperatur bieten – durch die Speichermasse.

​Zur Veranschaulichung: Nehmen wir an, wir haben ein Gebäude ohne Fenster oder Türen, wie einen Bunker, z.B. Dann wird die Temperatur im Inneren des Gebäudes nur darüber beeinflusst wie langsam oder schnell die Außentemperatur die Wände „durchdringt“ und dadurch das Innere des Gebäudes auf die gleiche Temperatur wie Außen gebracht wird. Wie man sich vorstellen kann, dauert es eine gewisse Zeit. Diese Zeit ist von der „Speichermasse“ der Wand abhängig. Umso „massiver“ die Wand, also schwerer pro Kubikmeter, desto langsamer nimmt sie die Temperatur von außen an.

​Diese Trägheit kann und sollte man sich zunutze machen. Unbewusst tut man das auch, denn niemand würde auf die Idee kommen im Winter, wenn es draußen kalt ist, mit weit offenen Fenstern zu leben. Das Gleiche gilt auch für den Sommer, selbst und vor allem wenn man keine Klimaanlage besitzt.

​Es geht also darum, die warme Luft möglichst nicht in das Innere des Gebäudes zu lassen, solange es nicht unbedingt notwendig ist. Man sollte also nur dann lüften, wenn die Außentemperatur niedriger ist als die Innentemperatur – das ist im Sommer vor allem in der Nacht der Fall, oder bei Schlechtwetter.

​Hat man zusätzlich auf der Außenwand eine Wärmedämmung, schützt diese zusätzlich die Speichermasse der Wand vor der Durchdringung durch die Außentemperatur und das Gebäude behält noch länger die gewünschte Temperatur. Ein weiterer Faktor ist die Isolierfähigkeit der Fenster – moderne Fenster isolieren weit besser als alte Fenster – auch deswegen sollte man sie geschlossen halten (notwendiges Lüften ausgenommen). Im Winter, wie im Sommer, ist es ausreichend für kurze Zeit zu lüften, indem man die Fenster möglichst weit aufmacht, statt sie den ganzen Tag gekippt zu halten. Dadurch schützt man die Temperatur im Gebäude und vermeidet außerdem Tauwasserbildung oberhalb des Fensters, das zu Schimmel führen kann.

​Nachtlüftung ist also das Konzept, im Sommer hauptsächlich nachts zu lüften und damit auf natürliche Weise die Temperatur im Inneren der Gebäude zu regulieren. Dieses System funktioniert erstaunlich gut, wenn es richtig angewandt wird. Ebenfalls sollte man tagsüber Hitzequellen im Inneren vermeiden – Kochen, elektrische Geräte im Allgemeinen, vor allem Staubsauger, weil deren Motor viel Hitze erzeugt. Es wäre besser diese Aktivitäten abends oder früh morgens zu unternehmen, wenn man kühler lüften kann.