In Rumänien, aber auch in anderen Ländern, ist es oft üblich, den Balkon zu schließen und ihn in eine Art Anhängsel zum Wohnzimmer zu verwandeln. Da ich lange Zeit in Wien gelebt habe, bin ich an den Begriff „Loggia“ gewöhnt, wie man dort die Balkone nennt, die an den Seiten mit Wänden – oft in Leichtbauweise – geschlossen sind und somit nur die Vorderseite des Balkons offen bleibt. In Wien ist es erlaubt, eine Loggia vorne zu schließen und so zu einem Innenraum zu verwandeln, ohne um Genehmigung anzusuchen – einen gewöhnlichen Balkon hingegen nicht. Die Gründe sind nicht nur eine Änderung des architektonischen Erscheinungsbild, sondern auch die technischen Probleme, die aufgrund der unzureichenden Wärmedämmung auftreten können, da ein ehemaliger Außenbereich zu einem nun beheizten Bereich wird. In diesem Zusammenhang können Probleme mit der Feuchtigkeit durch Kondenswasser auftreten und damit auch Schimmelbildung im Innenraum.
In Rumänien wird scheinbar nicht auf diese Aspekte geachtet, weder auf die Änderung der Architektur, noch auf die Probleme mit der Wärmedämmung.
Im folgenden Text möchte ich mich den Vor- und Nachteilen dieser Praxis aus der Perspektive des Benutzers widmen. Ich möchte den Augenmerk zu diesem Zweck nur auf die möglichen erwünschten und unerwünschten Effekte legen, die sehr wahrscheinlich nicht nicht in Betracht gezogen werden, wenn die Leute die Entscheidung treffen, den Balkon umzuwandeln.
Falls die Wohnung, oder besser gesagt, das Zimmer mit dem Balkon nach Süden oder Westen orientiert ist, muss man über wesentliche Konsequenzen sprechen, wenn man den Balkon in einen mit Glas geschlossenen Raum verwandelt, weil man selbstverständlich weiterhin auf die Notwendigkeit der Belüftung und Belichtung des Raumes achten muss, unter Umständen in denen der Ausgang auf den Balkon oft das einzige Fenster für den dazugehörigen Raum darstellt.
Ab dem Zeitpunkt, wo der Balkon also geschlossen wird, verwandelt sich dieser geradezu in ein Glashaus. Aufgrund der Orientierung nach Süden oder Westen (oder jede Richtung zwischen diesen zwei Haupthimmelsrichtungen) wird dieser übermäßig der Sonne ausgesetzt sein. Sogar in den relativ kalten Jahreszeiten wird die Temperatur an einem sonnigen Tag im geschlossenen Balkon unerwartet hohe Werte erreichen. In der kalten Jahreszeit wird dieser Umstand vielleicht sogar willkommen sein, doch im Sommer wird sich dieser kleine Raum in eine Sauna verwandeln.
Ursprünglich als offener Balkon geplant, hatte die Bodenplatte des Balkons die Funktion einer Hutkrempe übernommen und die Fenster vor der Sonneneinstrahlung geschützt. Jeder Balkon wirft einen Schatten auf die Fassade. Wenn man den Balkon schließt, ändert sich dieser Umstand weil die Fenster sozusagen von der Rückseite des Balkons nach vorne versetzt werden und der Effekt der Hutkrempe damit verschwindet. In diesem Zusammenhang muss man sich bewusst sein, dass die Sonne im Sommer, mittags, wenn sie die größte Kraft entwickelt, fast vertikal über dem Boden aufsteigt. Genau hier hilft der Balkon, indem er einen Schatten auf die Fassade wirft. Im Winter hingegen, wenn die Sonne sehr tief steht (aufgrund der Neigung der Drehachse der Erde) und die Sonnenstrahlen fast horizontal einfallen, können sie tief in das Gebäudeinnere dringen und der Balkon steht diesem Umstand nicht im Weg.
All diese Effekte fallen in dem Moment weg und werden sogar in ihr Gegenteil verkehrt, wenn der Balkon geschlossen wird.
Mit all den oben genannten Argumenten, aber auch in dem Fall, dass der Balkon nicht nach den kritischen Himmelsrichtungen ausgerichtet ist, wird dessen Umwandlung in einen geschlossenen Raum auf jeden Fall stark die Effizienz mit welcher der dahinter liegende Raum belüftet werden kann beeinflussen. Wenn man nicht die Möglichkeit hat, einen Luftzug in der Wohnung zu erzeugen, um die abgestandene und verbrauchte Raumluft zu ersetzen, wird die Lüftung des Raumes nicht mehr so gut funktionieren, da natürlich die Luft nun durch einen kleinen vorgeschalteten Raum durch muss, um in den Raum zu gelangen, anstatt dass das Fenster direkt in einen Außenraum öffnet, so wie zu dem Zeitpunkt als der Balkon offen war.
In den Fällen, wo die Orientierung nach Süden oder Westen ist, wirkt sich dieser Effekt noch nachteiliger aus. Vor allem im Sommer wirkt die warme Luft im geschlossenen Balkon wie ein Luftpolster, der es nicht zulässt effizient zu lüften. Wenn du dir trotz allem wünscht, den Balkon zu schließen, beachte bitte diese Effekte und stelle sicher, dass man das Fenster des Balkons sehr weit öffnen kann – eine Möglichkeit könnten Schiebefenster darstellen
Das natürliche Sonnenlicht, sogar indirektes an einem bewölkten Tag, hat einen wunderbaren Effekt auf uns. Es reguliert die Produktion verschiedener Hormone, sodass unser natürlicher Biorhythmus eingestellt wird – ein Grund, warum wir uns an einem regnerischen, stark bewölkten Tag, z.B. im Herbst und Winter, viel müder fühlen.
Zusätzlich hat die Sonne eine Wirkung auf unsere Psyche. Wir sind gut gelaunt und fühlen uns generell glücklicher, wenn wir die Sonne sehen, als während längerer Perioden in denen wir ohne diese Freude auskommen müssen.
Ab dem Zeitpunkt wo der Balkon geschlossen wird, vorne mit Fenstern, seitlich mit Wänden über die gesamte Höhe, unabhängig davon wie großzügig die Fenster angelegt sind, reduziert sich die transparente Oberfläche auf vielleicht 20 -30 %. Während sich der Raum im ehemaligen Balkon, da dieser klein ist, wahrscheinlich noch hell anfühlt, ist dieses Licht jedoch nicht ausreichend, um die Fläche des Zimmers zu belichten. Das Zimmer wird zu einem stets halbdunklen Raum, umso mehr im Sommer, wenn die Sonne hoch steht und nicht in die Tiefe des Zimmers vordringen kann, sondern wir uns nur am indirekten Licht erfreuen. Über die bewölkten Tage müssen wir nicht einmal mehr reden... Unerwähnt blieb bisher auch, dass der Balkon sich meistens in eine Art Abstellkammer verwandelt, in der allerlei Dinge aufbewahrt werden, die mehr oder weniger oft genutzt werden – Dinge jedoch, die noch mehr das Sonnenlicht blockieren.
Ein offener Balkon mit einer (halbwegs) zarten Balustrade, zum Beispiel aus Metallstäben, selbst solche die in der kommunistischen Ära gebaut wurden, hatte also viele Vorteile gegenüber eines Abstellraums, der an der Außenseite der Hauptfassade angebracht wird – ein Ding, dass einen eigentlich Luft und Licht raubt und ein Gewächshaus vor deinem Fenster erzeugt.
Wenn du trotzdem mit dem Gedanken spielst, deinen Balkon zu schließen und dieser nicht nach Süden orientiert ist, kannst du sogar vom Treibhauseffekt profitieren, besonders wenn du darauf achtest möglichst großzügige Fenster einzubauen.